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Letzte Änderung: 24.8.2000
6 Reader Interest Classification
- Reader Interest Classifications (RIC, eine deutsche
Übersetzung ist nicht üblich) dienen der Erschließung populärer
Bestände von begrenztem Umfang in Öffentlichen Bibliotheken.
- Ihre Merkmale sind:
- Die Klassenbildung erfolgt unter dem Gesichtspunkt der
Zusammenfassung von häufigen Benutzerfragestellungen. Auf diese Weise
werden Medien zusammengeführt, die in stark wissenschaftssystematisch
ausgerichteten Klassifikationen verschiedenen Klassen zugewiesen werden
(z.B. der handwerklich-technische, der künstlerisch-gestalterische und
der innenarchitektonisch-planerische Aspekte der Wohnungseinrichtung).
Die Differenz zu herkömmlichen Aufstellungssystematiken ist um so
größer, je stärker letztere an einer Wissenschaftssystematik
orientiert sind.
- Der thematische Umfang der einzelnen Klassen ist weiter
als bei herkömmlichen Aufstellungssystematiken, ihr Inhalt ist aus
wissenschaftssystematischer Sicht teilweise inhomogen. Browsing soll
angeregt werden und wird verlangt.
- Die Klassenbenennungen sind kurz und allgemein
verständlich.
- Die Notationen sind sehr kurz, hierarchieabbildend,
alphanumerisch oder bestehen nur aus Buchstaben, bevorzugt
mnemotechnisch. Teilweise werden anstelle von Notationen verbale
Benennungen verwendet. Dann entspricht die Reader Interest
Classification der Interessenkreiserschließung.
- Die Hierarchie ist extrem flach, umfasst i.d.R. nur
zwei Hierarchiebenen.
- Die Zahl der Klassen liegt deutlich unter 100.
- Reader Interest Classification wird in folgenden Varianten
angewendet:
- In größeren Bibliotheken wird ein Teil des Bestandes
nach der RIC aufgestellt (Browsing-Zone); teilweise handelt es sich um
Doppelstücke zu Grundexemplaren in der üblichen klassifikatorischen
Aufstellung.
- In kleinen Bibliotheken wird der gesamte Bestand nach
RIC aufgestellt. Beispiel: Die Öffentlichen
Bibliotheken in der Grafschaft Cheshire, Großbritannien.
- Die RIC ist eine Erschließungsstruktur im
Freihandbereich, die über dauerhaft oder vorübergehend aus der
üblichen Aufstellung in den RIC-Bereich versetzte Medien in Form einer
Regalbeschilderung gelegt wird. Die hierfür in Frage kommenden
Medieneinheiten werden mit zwei an der Medieneinheit sichtbaren
Notationen versehen: Erstens der Notation nach der üblichen
Klassifikation, zweitens der Notation nach der RIC. Beispiel: Hoddesdon
Library, Grafschaft Hertfordshire, Großbritannien.
- Letztlich kann man die Struktur vieler Linksammlungen
im WWW als RIC begreifen. Beispiele
hier.
7 Interessenkreiserschließung
- Interessenkreiserschließung kann als spezielle Form der
verbalen Sacherschließung für die Freihandpräsentation populärer
Bestände in Öffentlichen Bibliotheken gesehen werden.
- Der Inhalt eines Interessenkreises wird unter folgenden
Gesichtspunkten definiert:
- sachlich-thematische Gleichartigkeit, aber nach anderen
Kriterien als in der Klassifikation (Beispiele: Gewalt, Bauernhof,
Soziale Probleme),
- Ähnlichkeiten in Stil, Genre, literarischem oder
medialem Bezugssystem (Beispiele: Road Movie, Abenteuer, Bestseller,
Lyrik),
- Homogenität der Zielgruppe (Beispiele: Für Eltern,
türkisch, 6-9),
- Gleichartigkeit der Leseanlässe und Funktionen
(Beispiele: Ostern, Nicht entleihbar, preisgekrönt, Prüfung).
- Die verbale Benennung soll kurz, unmittelbar und allgemein
verständlich sein.
- Liste der
Interessenkreisaufkleber, konfektioniert von der ekz.bibliotheksservice
GmbH, Reutligen, angeboten, hier eine vergleichende
Liste (Quelle: Zentrale
Schulbibliothek am Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium
BRG Wien) mit Bezug zur Interessenkreisaufklebern für Kinder- und
Jugendbestände.
- Liste
von Interessenkreisaufklebern, wie sie von der ekz-Fachgruppe Kinder- und Jugendbibliotheken 1998 zusammengestellt wurde,
und eine Zusammenstellung von Interessenkreisen im Rahmen der 4. Auflage der
Systematik für Kinder- und Jugendbibliotheken (SKJ).
Quelle: Zentrale
Schulbibliothek am Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium BRG Wien.
- Beispiele für Interessenkreisdefinitionen der
Stadtbücherei Münster. Die Stadtbücherei Münster hat die angewendeten
Interessenkreisbegriffe definiert und dokumentiert. Die
Interessenkreisbegriffe - was selten vorkommt - ergeben hier ein
konsistentes Erschließungssystem.
- Interessenkreiserschließung wird in folgenden Varianten
angewendet:
- Aufkleber mit den Interessenkreisbegriffen zusätzlich zum
SignaturschildDie Aufstellung erfolgt nach den Signaturen, d.h. für
Freihandbestände Öffentlicher Bibliotheken
- Aufkleber mit den Interessenkreisbegriffen zusätzlich zum
Signaturschild. Der Interessenkreis ist primäres Erschließungsmerkmal,
d.h. die Aufstellung erfolgt vorübergehend oder dauerhaft nach
Interessenkreisen. Ein Teil der Medien wird also statt am üblichen
Standort gemeinsam mit anderen Medien desselben
Interessenkreises präsentiert (versetzt).
Beispiel:
- Aufkleber mit Interessenkreisbegriff anstatt Signaturschild. Die
Aufstellung erfolgt dauerhaft nach Interessenkreisen, ggf. gemischt mit
Medien, die mit Interessenkreisbegriff und Signaturschild gekennzeichnet
sind und vorübergehend im selben Interessenkreis stehen.
- Varianten mit marginaler Bedeutung sind:
- Symbole oder Farben statt verbaler Bezeichnungen
("Klartext") auf den Klebeschildern.
- Katalogerschließung der im Verfasseralphabet
aufgestellten Belletristik nach Genres (z.B. Krimi, Abenteuer,
Frauenroman, Arztroman): Stoffkreiskatalog.